Marke im Raum

Ob Messeauftritt, Showroom, Pop-up oder Virtual Reality – überall dort, wo Marken räumlich erlebbar werden, findet Kommunikation im Raum statt. Und genau dort entscheidet sich, ob ein Unternehmen als stark, glaubwürdig und relevant wahrgenommen wird. Raum ist mehr als Architektur – er ist Medium. Wer seine Gestaltung gezielt einsetzt, erzählt über Haltung, Werte und Identität.

Die Positionierung im Raum ist wichtig

Besonders für mittelständische Unternehmen bietet die räumliche Gestaltung eine große Chance, sich differenziert und authentisch zu positionieren. Denn während viele Marken in der visuellen Kommunikation bereits klar definiert sind, sie investieren in Corporate Design, Claims und Content – doch der Raum, in dem all das zusammenkommt, bleibt oft unterinszeniert oder rein funktional – geradezu vage und beliebig. Dabei ist der Raum eines der stärksten Kommunikationsmittel, das Marken zur Verfügung steht. Er spricht alle Sinne an, erzeugt Stimmungen, steuert Verhalten – und bleibt im Gedächtnis. Hier liegt für mittelständische Unternehmen großes Potenzial: Die Übersetzung ihrer Markenwerten in räumliche Gesten schafft Atmosphäre, Wiedererkennbarkeit und eine emotionale Verbindung zum Besucher.

Markenwerte bauen Räume

Markenwerte wie Nachhaltigkeit, Innovation, Präzision oder Nähe lassen sich räumlich übersetzen. Das gelingt nicht durch Schilder oder Broschüren, sondern durch Materialwahl, Lichtführung, Raumstruktur, Akustik oder Bewegungsfluss. Eine innovative Marke kann durch digitale Interfaces, modulare Bauweise oder progressive Formgebung überzeugen. Ein nachhaltiges Unternehmen zeigt Haltung durch recycelbare Materialien, sichtbare Wiederverwendung oder entschleunigte Besuchsführung. Ein wertorientiertes Unternehmen schafft Räume, in denen Dialog, Vertrauen und Atmosphäre im Mittelpunkt stehen.

Die Marke wird erlebbar – bevor jemand spricht

Räumliche Kommunikation funktioniert multisensorisch – sie erzeugt Wirkung, bevor gesprochen wird. Besonders in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Austauschbarkeit ist diese physische Dimension von Kommunikation ein entscheidender Differenzierungsfaktor. Wer hier überzeugt, bleibt nicht nur sichtbar – sondern spürbar.
Entscheidend ist, den Gestaltungsprozess nicht beim Grundriss zu starten, sondern bei der Frage: Was wollen wir vermitteln? Welche Haltung soll spürbar werden? Aus den Antworten darauf entstehen klare narrative Leitideen – und daraus ein gestalterisches Konzept, das Markenwerte, Produkte und Inhalte nicht nur zeigt, sondern erzählt.
Denn am Ende geht es darum, Räume zu schaffen, die nicht nur funktionieren – sondern im Gedächtnis bleiben. Weil sie fühlen lassen, wofür eine Marke steht.

Messeauftritte mit Wirkung

Nach den frustrierenden Corona-Jahren feiert der Messebetrieb sein fulminantes Comeback. Rekordbesucherzahlen. Die Menschen strömen wieder in Massen in die Messen und die Aussteller buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Doch für viele Unternehmen ist ein Messeauftritt ein enormer Invest – da will man auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch wie? Was macht einen gelungenen Messeauftritt wirklich aus? Und welche Prinzipien gibt es? Aus der Perspektive einer Designagentur haben wir festgehalten, welche Prinzipien mittelständische Unternehmen aufgreifen sollten – unabhängig von Branche und Größe.

1. Fernwirkung entscheidet über den ersten Eindruck

Es ist kein Geheimnis und dennoch wird es manchmal schlecht umgesetzt: Inmitten der visuellen Reizüberflutung eines Messegeländes entscheidet oft der erste Blick. Ist das Logo weithin sichtbar? Gibt es ein markantes Keyvisual oder eine architektonische Geste, die Aufmerksamkeit erzeugt? Fernwirkung ist kein Selbstzweck, sondern zentral für Besucherführung, Orientierung – und den ersten emotionalen Impuls.

Unser Tipp: Denken Sie in Blickachsen, nutzen Sie Höhe bewusst und inszenieren Sie zentrale Botschaften so, dass sie auch aus der Distanz wirken.

2. Produkte sind mehr als Technik

Viele Stände zeigen ihre Produkte offen und „zum Anfassen“ – eine gute Grundlage. Doch wenn es bei reiner Funktionalität bleibt, verschenkt man wertvolle Kommunikationsfläche. Produkte sollten Geschichten erzählen: über den Nutzen, den Kontext, die Haltung dahinter. Atmosphärisch starke Bilder, plakative Farbwelten und gezielte Aussagen können diese Wirkung verstärken.

Unser Tipp: Entwickeln Sie eine klare narrative Klammer, in der die Produkte eingebettet sind – und nicht allein für sich stehen.

3. Kommunikationshierarchie statt Informationsflut

Oft findet man an Ständen eine Vielzahl von Einzelschildern, Infotafeln oder Screens – aber keine erkennbare Dramaturgie. Besucher suchen Orientierung: Was ist wichtig? Was ist neu? Was macht Ihre Marke besonders?

Unser Tipp: Strukturieren Sie Inhalte klar – von der Fernwirkung über die erste Orientierung bis zur vertieften Information. Und verzichten Sie nicht auf mediale Inszenierung: Explorative Anwendungen mit Videos, Animationen oder interaktiven Elementen erhöhen Relevanz und Verweildauer.

4. Digital denken – nicht nur digital zeigen

Digitale Kompetenz zeigt sich nicht allein im Inhalt, sondern auch wie man ein Medium einsetzt. Ein reiner Videoloop auf einem Monitor wird schnell missachtet. Digitale Themen sollten erfahrbar sein – ob über interaktive Tools, Live-Demos oder immersive Erlebnisse.

Unser Tipp: Nutzen Sie digitale Medien als dialogfähiges Werkzeug, nicht nur als Abspielstation. Medium is the message.

5. Gestaltung mit Haltung – Markenwerte räumlich übersetzen

Ein gelungener Messeauftritt lebt nicht nur von Ästhetik, sondern von Aussagekraft. Gestaltung ist mehr als Dekoration – sie ist Ausdruck der Markenidentität. Farben, Materialien, Formen und Strukturen sollten nicht nur „gut aussehen“, sondern Haltung zeigen und Werte transportieren.
Gerade im Raum lassen sich abstrakte Markenwerte in sinnlich erfahrbare Gestaltung übersetzen: Ein „innovatives“ Unternehmen kann mit modularen Elementen arbeiten, „Zuverlässigkeit“ kann sich in klaren, robusten Strukturen spiegeln, „Nachhaltigkeit“ in Materialwahl und Farbgebung.

Unser Tipp: Entwickeln Sie Ihre Standarchitektur nicht nur aus funktionalen Anforderungen, sondern aus Ihrer Marken-DNA heraus – und schaffen Sie bauliche Gesten, die Ihre Haltung sichtbar und erlebbar machen.

6. Messe wird mehr Event als Ausstellung

Der klassische Messeauftritt wandelt sich zunehmend zum inszenierten Erlebnis. Besucher erwarten heute mehr als nur ausgestellte Produkte – sie suchen Interaktion, Emotionalität und persönliche Eindrücke. Erlebnisorientierte Formate wie Live-Demos, Challenges, interaktive Installationen oder immersive Zonen schaffen Erinnerungswerte und fördern die Markenbindung.

Unser Tipp: Denken Sie Ihren Stand als Bühne. Entwickeln Sie Programmformate, die Ihre Botschaften spielerisch und eindrucksvoll transportieren – und den Messebesuch zum Ereignis machen, das im Gedächtnis bleibt.

7. Markenbotschaft ist mehr als ein Claim

Ein eingängiger Slogan kann kraftvoll sein – wird aber schnell hohl, wenn er nicht durch Inhalte getragen wird. Viele Auftritte wiederholen Phrasen, statt markenspezifische Perspektiven oder Werte erlebbar zu machen.

Unser Tipp: Formulieren Sie eine starke, differenzierende Markenbotschaft – und setzen Sie sie über alle Berührungspunkte hinweg konsistent um.

Fazit: Strategie schlägt Fläche

Ein großer Messestand ist kein Garant für Aufmerksamkeit – entscheidend ist, wie die Fläche genutzt wird. Mittelständische Unternehmen können mit klarem Design, narrativen Strukturen und digitalem Mut herausstechen – auch ohne riesiges Budget.
Wir helfen Ihnen gern dabei, Ihren nächsten Messeauftritt zu einem echten Markenerlebnis zu machen.

Unser Angebot: Weil starke Marken Raum brauchen, um Wirkung zu entfalten.

Spatial Storytelling – von der Botschaft zum Wow
Ein überzeugender Messeauftritt beginnt mit einer klaren Idee. In unserem Kreativworkshop entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen ein Zielbild Ihres zukünftigen Messeauftritts. Mithilfe kreativer Methoden und strukturierter Brainstorming-Sessions entstehen prägnante Botschaften und erste konkrete Ideen für die räumliche Umsetzung.
Das Ergebnis: Ein Ideenkatalog für einen Auftritt mit Haltung, Wiedererkennbarkeit – und echtem Differenzierungspotenzial im Wettbewerbsumfeld.

Corporate Publishing neu gedacht

In einer digitalen Welt, in der sich Algorithmen auf Plattformen wie LinkedIn, Instagram oder X ständig verändern, geraten Unternehmen zunehmend ins Hintertreffen. Was gestern noch Reichweite generierte, wird heute vom Feed verschluckt. Organische Sichtbarkeit? Mangelware. Die Spielregeln werden im Silicon Valley gemacht – und ändern sich scheinbar mit jedem Stimmungsumschwung der erratischen CEOs.

Die Illusion von Sichtbarkeit: Hidden Champions bleiben auch versteckt

Unternehmensseiten auf LinkedIn erreichen im Schnitt gerade einmal 10 % ihrer eigenen Follower – wenn überhaupt. Wer mehr Menschen erreichen will, muss zahlen. Und selbst dann bleibt unklar, wo und neben welchen Inhalten die Marke auftaucht. Brand Safety wird zum Glücksspiel. Insbesondere auf der Plattform X. Immer häufiger teilen sich seriöse Unternehmen die Bühne mit extremistischen Meinungen, Verschwörungstheorien oder reißerischem Clickbait. Ist das wirklich die digitale Nachbarschaft, in der Sie Ihre Marke sehen wollen?

Social Media Fatigue und die Rückkehr zur Qualität

Gleichzeitig wächst die digitale Überforderung: Information-Overload, toxische Debatten, Fake News, Hasskommentare. Viele Nutzer:innen ziehen sich bewusst zurück – auf der Suche nach Relevanz statt Reichweite. Hinzu kommen leblose, KI-generierte Postings, die Content zwar skalieren, aber selten Menschen berühren.


Raus aus der Bubble – rein in die digitale Markenselbstbestimmtheit

 
 

Die strategische Antwort für Unternehmen: eine eigene digitale Heimat

Mittelständische Unternehmen, die zukunftsfähig kommunizieren wollen, brauchen mehr als nur ein paar LinkedIn-Posts pro Monat. Sie brauchen eine eigene Content-Plattform – unabhängig, markenkonform, nutzerzentriert.

Die Vorteile überblicken sich schnell:

  • Redaktionelle Hoheit: Keine Fremdbestimmung durch Algorithmen oder Plattformregeln. Ihre Inhalte, Ihre Regeln.
  • Markenkonforme Umgebung: Volle Kontrolle über Gestaltung, Tonalität und Inhalte – für einen starken Markenauftritt.
  • Langfristige Sichtbarkeit: Inhalte bleiben auffindbar, aktuell und durchsuchbar – statt in der Timeline zu verpuffen.
  • Bessere SEO: Durchdachte Inhalte auf der eigenen Domain zahlen direkt auf Sichtbarkeit bei Google & Co. ein.
  • Zielgerichtete Inhalte: Unterschiedliche Formate und Tiefenebenen für verschiedene Zielgruppen und Customer Journeys.
  • Eigene Leads: Subscriptions und Newsletter helfen den Kontakt zu den Zielgruppen zu halten.

Content-Plattformen sind mehr als nur digitale Broschüren

Eine eigene Plattform ist nicht nur ein Schaufenster, sondern eine Bühne: für Thought Leadership, Inspiration, Dialog und Community-Building. Sie macht aus Kommunikation eine strategische Investition – nachhaltig, glaubwürdig und kontrollierbar.

TL;DR

Die Zeiten, in denen Social Media die billige Kommunikationslösung für alles war, sind vorbei. Wer seine Markenbotschaften heute wirksam, sicher und nachhaltig platzieren will, baut auf Eigenständigkeit. Eigene Content-Plattformen sind das digitale Zuhause für Unternehmen mit Anspruch – und für Marken, die Haltung zeigen wollen.

Responsible Design: So wird Gestaltung zum Markenvorteil

Gutes Design kann heute mehr als nur gut aussehen – es trägt Verantwortung. Responsible Design verbindet gestalterische Qualität mit ethischer, sozialer und ökologischer Relevanz. Gerade für mittelständische Unternehmen ist das ein strategischer Vorteil: Wer glaubwürdig, nutzerzentriert und nachhaltig kommuniziert, schafft Vertrauen, Differenzierung und langfristige Kundenbindung.

Mehr dazu: Responsible Design – Mehrwert für Marken und Menschen

Zwischen Feed und Fachinformation: UX als Brücke im B2B-Marketing

Die Grenze zwischen „seriöser“ B2B-Kommunikation und „populärer“ User Experience ist längst gefallen. Was früher als Gegensatz galt – nüchterne Information vs. visuelle Erlebniswelt – ist heute ein Erfolgsfaktor für wirkungsvolle Marken- und Unternehmenskommunikation. Wer Menschen erreichen will, muss verstehen, wie sie Inhalte konsumieren. Und das ist zunehmend visuell, intuitiv und digital.

Entscheider:innen sind Digital Natives

Der Irrglaube, B2B-Zielgruppen seien weniger digital oder UX-affin, hält sich erstaunlich hartnäckig – ist aber längst widerlegt. Auch Entscheider:innen scrollen durch Feeds, swipen durch Slides und schauen Reels auf Instagram und LinkedIn, während sie unterwegs sind. Eine aktuelle Studie von Accenture zeigt: 66 % der B2B-Käufer:innen erwarten die gleiche Nutzererfahrung wie im B2C.
Das Verhalten von Nutzer:innen im beruflichen Kontext unterscheidet sich kaum noch vom privaten. Der Bildschirm ist derselbe. Der Anspruch auch. Oder kurz gesagt: User ist User – unabhängig vom Jobtitel.

Was heißt das für mittelständische Unternehmen?

Anstatt Inhalte hinter statischen Menüstrukturen zu verstecken, können sie modular, scrollbasiert und visuell aufbereitet werden – ähnlich wie in einem Social Feed. Das macht Inhalte zugänglich, lädt zur Erkundung ein und senkt die Einstiegshürde.

  • Visuelle Storytelling-Elemente: Bilder, Headlines und Micro-Stories entlang der Scroll-Achse schaffen Orientierung und Emotionalität.
  • Den Klick entfernt: Scrolling anstatt Klicken ist heute die natürlichste Interaktion im Web. Es führt Nutzer:innen durch Neugier, nicht durch Zwang.
  • Digitale Lesestrategien: Nutzer:innen wollen selbst entscheiden, ob sie nur überfliegen oder tief eintauchen. Skimming und Deep Dive müssen gleichermaßen möglich sein.
  • Progressive Disclosure: Komplexe Themen lassen sich besser vermitteln, wenn Informationen schrittweise offengelegt werden. Accordion-Elemente, Pop-overs oder Modals sind bewährte Mittel dafür.
     

UX ist keine Spielerei – sondern strategische Kommunikation

Wer heute noch mit bleiwüstenartigen Textwüsten kommuniziert und Nutzer:innen verzweifelt durch Menü-Ebenen klicken lässt, riskiert nicht nur Desinteresse, sondern irrelevante Markenwahrnehmung. Moderne UX ist kein Selbstzweck, sondern die Übersetzung von Inhalten in zeitgemäße, nutzerzentrierte Erlebnisse.
Der Mittelstand braucht dafür nicht das Corporate Design zu überarbeiten und durch einen anstrengenden Rebranding-Prozess zu gehen, um am Ende eine aufgesetzte Startup-Ästhetik zu kopieren. Er muss eine digitale Erzählweise verinnerlichen, die der Erwartung moderner Nutzer:innen gerecht wird. Und das mit der reichlich vorhandenen Markensubstanz verbinden – die früher in Imagebroschüren erstrahlte.

TL;DR

Glaubwürdigkeit und Tiefe wie in der Imagebroschüre. Usability und Emotionalität wie im Instagram-Feed. Das ist zeitgemäße Markenkommunikation im Digitalen.

Responsible Design: So wird Gestaltung zum Markenvorteil

Gutes Design kann heute mehr als nur gut aussehen – es trägt Verantwortung. Responsible Design verbindet gestalterische Qualität mit ethischer, sozialer und ökologischer Relevanz. Gerade für mittelständische Unternehmen ist das ein strategischer Vorteil: Wer glaubwürdig, nutzerzentriert und nachhaltig kommuniziert, schafft Vertrauen, Differenzierung und langfristige Kundenbindung.

Mehr dazu: Responsible Design – Mehrwert für Marken und Menschen

Responsible Design – Mehrwert für Marken und Menschen

Design leitet, führt, weckt Emotionen, schafft Erfahrungen und setzt (soziale) Standards – speziell in unserer stark von Visualität und Bildästhetik geprägten Zeit. Dennoch unterschätzen die meisten Menschen den immensen Einfluss von Design auf Interessens-, Kauf- und somit Handlungsentscheidungen. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass Designer sich Informationen über das Verhalten und die Wünsche der Menschen zu Nutze machen. Die negativen Auswirkungen von Design, das sich um kurzfristige Wirkung statt um einen verantwortlichen Dialog bemüht, werden stark unterschätzt. Das Plädoyer lautet daher, mit Responsible Design neue Wege zu gehen. Ziel muss sein, für Menschen, Marken und die Gesellschaft einen echten und nachhaltigen Mehrwert zu stiften.

Vom Nachhaltigkeitsreflex zum verantwortungsvollen Kommunikationsdesign

Spätestens seit der Klimawandel neue, und vor allem hohe Wellen schlägt, ist der Begriff der Nachhaltigkeit in aller Munde. Nachhaltigkeitskampagnen von Werbern und Marketern entladen sich geradezu entfesselt und in unüberschaubarer Vielfalt, wenn es um das Buhlen und die Gunst gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und Akzeptanz geht. Unternehmen und Marken müssen im Zuge dessen erkennen, dass ein Vorbeiwirtschaften an gesellschaftlichen Interessen nicht langfristig zum Erfolg führen kann. Was zum Nachhaltigkeitsreflex zu verkommen droht, reicht aber nicht aus, um den Erhalt von Unternehmen zu sichern oder das Image gewinnbringend zu vermarkten. Responsible Design widmet sich dieser Herausforderung mit einer ganz neuen Herangehensweise und einer grundsätzlichen Abkehr von überkommenen Werten und Ideologien. Mit dem Anspruch, eine solide und dauerhafte Vertrauensbasis zu Stakeholdern und Verbrauchern aufzubauen und verantwortungsvolles Kommunikationsdesign zu etablieren.

Wer sagt, dass sich Verantwortung und Ästhetik nicht kombinieren lassen?

Lange war im Design die oft gebrauchte Formel „form follows function“ tonangebend, nach der sich die Form stets unterordnet. Responsible Design versucht hier entscheidend umzudenken: Mit „form meets content“ ist ein Ausdruck für verantwortungsvolles Design geschaffen. Gestalter, Redakteure und Designer sollen sich auf Augenhöhe begegnen und an der Verschmelzung von Design und Inhalt arbeiten. Interdisziplinäres Denken und Arbeiten mit dem Blick auf das Ganze wird Design im Sinne der Nachhaltigkeit revolutionieren und das turbokapitalistische „fire and forget“ durch eine intensive Beschäftigung mit den zu transportierenden Inhalten ablösen. Ein Ansatz, der auf langlebige Ziele setzt und die Folgen und die Wirkung unserer Kommunikation zu Gunsten kommender Generationen mitdenken möchte, ohne die ästhetische Komponente zu vernachlässigen.

Responsible Design kann die entscheidenden Marktvorteile liefern

Verantwortungsvolles Design spiegelt sich bereits in verschiedenen Aspekten wider, wie etwa bei Lebenszyklusanalyse, Ökosystemdynamik, nachhaltigem Design und verhaltensorientiertem Design. Die Leitgedanken sind klar ethisch, aber auch holistisch geprägt: Ist die Botschaft relevant? Ist das Design allgemein zugänglich und verständlich und ist es vereinbar mit ethischen Ansprüchen? Mit zentralen Fragen wie diesen geht man deutlich über den bloßen Anspruch ästhetischer Gesichtspunkte hinaus und möchte stattdessen soziale und ethische Aspekte in die Kommunikation integrieren.
Dabei geht es aber nicht nur um ethische Korrektheit, sondern um entscheidende Marktvorteile. Identitätsfragen, Werte und Identifikationsmodelle haben heute stark an Bedeutung gewonnen, weshalb die Kommunikation und Darstellung eines Unternehmens sowie dessen Image immens wichtig für den Erfolg ist. Damit macht sich Responsible Design zur Aufgabe, authentische Marken und Profile zu entwickeln, die ihren Wiedererkennungswert nicht allein über die ansprechende Form, sondern eben auch durch die glaubhafte Vermittlung von relevanten Inhalten generieren. 

“Responsible Design ist das Fundament für authentische, nachhaltige Marken”


Statt kurzfristige – und meist auch kurzsichtige – Erfolge anzuvisieren, wird eine solide und dauerhafte Vertrauensbasis zu Stakeholdern wie Verbrauchern aufgebaut. Authentische und persönliche Nähe zum Verbraucher ist, wie man am Beispiel von Influencern und Testimonials sieht, für Unternehmen wichtiger denn je. Das Modell der persönlichen Anrede des Verbrauchers, der Transparenz und der Identifikationsfläche wird von Responsible Design nicht nur aufgegriffen, sondern weitergedacht. Dabei verbindet sich der ethische Anspruch mit den unternehmerischen Gedanken von Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Angesichts der omnipräsenten Trends zu Nachhaltigkeit und Best Practice, wird verantwortungsvolles Design zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn um Nachhaltigkeitsprogramme der Unternehmen identifizieren zu können, liegt der Schlüssel wie so oft in der Kommunikation.

Strategisches Responsible Design

Das strategische Responsible Design beschreibt das Schaffen von Strukturen für eine verantwortungsvolle Kommunikation. Welche grundlegenden Arbeitsweisen und Prozesse müssen geschaffen, welche Stakeholder eingebunden werden? Traditionell ist das Arbeiten mit Design hauptsächlich in der Marketingabteilung verankert. Sie arbeitet mit Agenturen zusammen und beschäftigt sich intensiv mit dem eigenen Markenauftritt. Doch Markenarbeit umfasst heute viel mehr als nur die Entwicklung von Corporate Design, Werbekampagnen und Imagefilmen. Markenarbeit tritt heutzutage an viel mehr Stellen im Unternehmen auf, als man denkt. Responsible Design muss daher als gemeinsame Aufgabe verstanden werden.

Implementierung von Responsible Design in den Kommunikationsprozess

Bei einem Designprozess geht es darum, die Dinge im Kern zu verstehen und sich ihnen neugierig zu nähern. Dabei sind gesellschaftliche Transformationsprozesse, technologische Weiterentwicklungen, Marktentwicklungen, Ressourcenverbrauch und Produktionsprozesse genauso entscheidend, wie das adäquate zum Ausdruck bringen von Inhalten und Botschaften. Designer handeln nicht autonom, sie sind eingebettet in einen Prozess mit mehreren Akteuren. Die Umsetzung von Responsible Design muss daher von allen Beteiligten gelebt werden. Zum einen muss daher auf operativer Ebene für Einzelakteure eine Umgebung geschaffen werden, in der sie nach den Maßstäben von Responsible Design arbeiten können. Zum anderen muss Responsible Design auch in die strategische Kommunikationsplanung eingebunden werden. Hierfür müssen Unternehmen ihre Strukturen anpassen und neue Arbeitsweisen lernen. Praktische Ideen und Beispiele, wie all dies gelingen kann, liefert unter anderem das Handbuch „Glaubwürdige Unternehmenskommunikation“, das im SpringerGabler Verlag erschienen ist.

Wie profitieren Unternehmen von Responsible Design?

Responsible Design bietet für Marken und Unternehmen enormes Potenzial. Eine veränderte Stakeholder-Betrachtung führt zu einer umfassenderen Kommunikation und bietet neue Wege, innovativ zu kommunizieren. Auch in der heutigen Purpose-bestimmten Kommunikation ermöglicht Responsible Design die Leitlinien für ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen – denn Haltung zeigen geht erst, wenn man Haltung entwickelt hat. Dies wird sich auch positiv auf die Unternehmenskultur auswirken. Durch Responsible Design wird eine visuelle Kultur entstehen, die Mitarbeitern, Partnern und Kunden viel nahbarer ist. Sie werden emotional und nachvollziehbar mit der Marke in Verbindung treten und interagieren. Auch in der Glaubwürdigkeit des Unternehmens werden große Fortschritte erzielt, denn der bewusste Umgang mit Verantwortung wird auf allen Ebenen spürbar sein. So versteht sich Responsible Design als eine Kommunikation, in der sich Form und Inhalt konstruktiv vereinen. Nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Anwender und Designer verspricht das einen entscheidenden Mehrwert und eine positive, vor allem regenerative Wirkung.

“Responsible Design ermöglicht die ernsthafte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen”

Leseempfehlungen zu Responsible Design

Neben unserem Handbuch „Glaubwürdige Unternehmenskommunikation“, das wir im Zuge der Gründung der ResCom Academy mit unseren Partnern geschrieben haben, empfehlen wir diese Bücher für einen guten Überblick zum Thema Responsible Design:

  • Bowles, Cennydd: Future Ethics. NowNext Press, 2018.
  • Kuang, Cliff & Fabricant, Robert: User Friendly: How the Hidden Rules of Design are Changing the Way We Live. Work & Play, 2020.
  • Papanek, Victor: Design for the Real World: Human Ecology and Social Change. Thames & Hudson, 2019.
  • Peter, Ruben: The Politics of Design: A (Not So) Global Design Manual for Visual Communication. BIS Publisher, 2016.
  • Peters, Tom: Design! DK, 2005.
  • Sammer, Petra: Visuelles Erzählen in PR & Marketing. O’Reilly, 2015.


Responsible Design: So geht’s nicht

Warum Marken verantwortungsvoll gestalten sollten, zeigt unsere Linksammlung. Im Internet stellt die Community schlechtes Design an den Pranger. Das kann verhängnisvoll für Marken sein. Denn das Internet vergisst (fast) nie.


Was denkst du?

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